Akupressur und Akupunktur zur Vorbeugung von Migräne

Akupunktur und Akupressur sind erfolgreiche und beliebte Methoden aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die zur Vorbeugung und Behandlung von Migräneattacken eingesetzt werden können. Sie stellen eine wirksame Alternative zu Schmerzmitteln und anderen Medikamenten dar, zu denen Betroffene oft greifen, um die heftigen, meist einseitigen Kopfschmerzen zu reduzieren, die häufig mit Übelkeit, Erbrechen und anderen unangenehmen Begleiterscheinungen einhergehen. Was spricht für Akupunktur und Akupressur und was solltest du vor der Anwendung wissen?

Was ist und kann die TCM?

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist vor mehr als 2500 Jahren im Alten China als Heilkunde mit eigener Systematik, Diagnoseverfahren wie Zungen- und Pulsdiagnostik und individuellen Behandlungsformen entstanden und hat sich mittlerweile als beliebtes Naturheilverfahren in vielen Ländern der Erde etabliert. Bei uns kennt man als TCM-Behandlung vor allem die Akupunktur. Die chinesische Medizin umfasst jedoch noch einige weitere Methoden zur Vorbeugung und Therapie von Krankheiten.

Nach dem Verständnis der TCM ist der menschliche Körper von einem Leitbahn- oder Meridiansystem durchzogen, durch welche die Lebensenergie Qi fließt. Das harmonische Zusammenspiel aller Körper- und Organfunktionen, wie Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel und Schlaf-Wach-Rhythmus, wird über den Fluss des Qi gesteuert. Ist dieser Energiefluss, zum Beispiel durch eine Blockade oder einen Mangel gestört, kann sich dies unter anderem als Kopfschmerzen äußern.

An der Hautoberfläche über den Leitbahnen finden sich etwa 400 Stellen, über die sich der Energiefluss im Körper besonders beeinflussen lässt: die Akupressur- oder Akupunkturpunkte. Die aktuelle Studienlage liefert viele Anhaltspunkte, dass sich durch gezielte Stimulation dieser Punkte Kopfschmerzen – auch nachhaltig – lindern lassen. Akupressur und Akupunktur können also eine wertvolle Möglichkeit zur Vermeidung oder Reduzierung von Migräneanfallen darstellen.

Akupunktur zur Migräneprophylaxe

Bei Akupunktur werden sehr dünne Nadeln an bestimmten Punkten in die Haut gestochen und ca. 20 bis 40 Minuten und an dieser Stelle belassen. Je nach Behandlungsziel entscheidet der Therapeut, ob, wann und mit welcher Intensität er die Nadeln mithilfe der Finger oder eines leichten elektrischen Stroms stimuliert (Elektroakupunktur).

Die Wirksamkeit der TCM-Akupunktur bei Schmerzen steht mittlerweile außer Frage. Seit man Ende der 1990 Jahre auch im deutschsprachigen Raum angefangen hat, ihren therapeutischen Nutzen zu forschen, hat sich inzwischen anhand zahlreicher Studien erwiesen, dass „echte“ Akupunktur – anders als Schein-Akupunktur und Placebo-Medikamente – Migräneanfälle nicht nur erfolgreich verhindern kann, sondern im Vergleich zu einer medikamentösen Behandlung auch die sicherere und risikoärmere Methode bei der Behandlung von Migränepatienten darstellt.1

Akupunktur ist wirksam bei Migräne

Ob Akupunktur die Anzahl der Migräneanfälle reduzieren kann, untersuchte Cochrane, eine internationale, gemeinnützige und unabhängige Organisation, die sich der Erfassung, Bewertung und Zusammenfassung von klinischen Studien gewidmet hat, in einer großen Vergleichsstudie. Dazu wurde die Anzahl der Personen berechnet, bei denen sich die Häufigkeit von Migränetagen pro Monat um die Hälfte oder mehr verringern ließ.

Im Zuge dessen ergab sich, dass die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei 41 von 100 Personen um mindestens die Hälfte reduziert werden konnte, wenn Akupunktur zusätzlich zur üblichen Behandlung (meist mit Schmerzmitteln) bei Beginn des Migräneanfalls angewandt wurde. Von 100 Personen, die über die übliche Behandlung hinaus keine Akupunktur erhielten, konnten die Migränetage nur bei 17 Personen halbiert werden.

Drei große, qualitativ hochwertige Studien mit ca. 1200 Probanden zeigten außerdem, dass – im Vergleich zur Schein-Akupunktur, bei der die Nadeln an falschen (das heißt nicht dem Akupunkturatlas entsprechenden) Stellen eingesetzt werden oder die Hautoberfläche gar nicht durchdringen – die Wirkung von „echter“ Akupunktur nach der Lehre der TCM auch nach sechs Monaten noch anhält.

Studienteilnehmende, die eine Akupunktur erhielten, klagten dabei weniger häufig über Nebenwirkungen als diejenigen, die Medikamente einnahmen, und sie stiegen auch seltener aus der Studie aus.2

Akupunktur – eine echte Chance

In Bezug auf die Anzahl von Migränetagen pro Monat lässt sich aus diesem Cochrane Review folgendes Gesamtergebnis schließen: Angenommen, du hast vor Behandlungsbeginn durchschnittlich sechs Migränetage pro Monat. Während du diese mit Schein-Akupunktur oder einem Prophylaxemedikament auf vier Tage reduzieren kannst, hast du mit echter Akupunktur die Chance, diese auf dreieinhalb Tage zu reduzieren.

Die Übersichtsstudie deutet darauf hin, dass ein Behandlungszyklus mit mindestens sechs Akupunktursitzungen eine wertvolle Option für Menschen mit Migräne sein kann. Es handelt sich bei Akupunktur um ein invasives Behandlungsverfahren, das in Deutschland nur von qualifizierten Ärzten oder Heilpraktikern angewandt werden darf. Die Kosten einer meist mehrwöchigen Migränebehandlung mittels Akupunktur musst du allerdings meist selbst tragen. Während die gesetzlichen Krankenkassen keine Erstattung vorsehen, kann es bei privaten Kranken(zusatz)versicherungen sein, dass deine Auslagen, je nach Vertragsbedingungen, teilweise oder ganz übernommen werden.

Möchtest du die Erfahrungswerte der chinesischen Medizin selbst anwenden? Dann bietet sich für dich eventuell die Akupressur zur Migräneprophylaxe an:

Akupressur zur Vorbeugung von Migräne

Akupressur ist neben Akupunktur ein weiterer naturheilkundlicher Therapieansatz, der helfen kann, Kopfschmerzen und Migräne vorzubeugen oder zu lindern. Anders als bei der Akupunktur werden die Einflusspunkte des Körpers nicht mit Nadeln oder anderen Hilfsmitteln stimuliert. Die Akupressur-, Trigger- oder Schmerzpunkte werden stattdessen mit den Händen bearbeitet, etwa durch Kneten, Drücken, Reiben oder Beklopfen mit den Fingerkuppen von Daumen, Zeige- oder Mittelfinger.

Das Wort „Akupressur“ setzt sich aus den lateinischen Wörtern für Punkt oder Spitze („acus“) und Drücken („premere/pressum“) zusammen.

Was bewirkt Akupressur?

Mit Akupressur lassen sich Muskelverspannungen lösen, die Durchblutung und der Energiefluss regulieren und die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen. Indem das Nervensystem entspannt und harmonisiert wird, dient diese Druckpunkt-Massage ebenfalls zur Vorbeugung und Reduzierung von Kopfschmerzen und Migräne.

Akupressur als therapeutische Ganzkörper- oder Teilbehandlung sollte – ebenso wie Akupunktur – nur von qualifizierten Behandlern ausgeführt werden. Du kannst dir zur Selbstbehandlung oder vorbeugenden Behandlung bei einer anderen Person ein paar grundsätzliche Handgriffe, Akupressurpunkte und Anwendungsmöglichkeiten jedoch auch selbst aneignen.

Akupressur zur Selbstanwendung

Akupressurpunkte, die du zur Selbstanwendung massieren oder stimulieren kannst, gibt es viele. Die passende Wahl hängt auch von der Lokalisation deiner Schmerzen ab. Am besten lässt du dir in einem (Video-)Kurs zeigen, was du bei der Akupressur zur Migräneprophylaxe wissen und beachten solltest und wie du die Druckpunkte am besten stimulierst.

Hier stellen wir dir drei sichere, einfache Akupressurpunkte zur Selbstmassage vor:

  • Schläfe: Schließ die Augen und drücke einen Fingerbreit vom Ende beider Augenbrauen mit zwei Fingern gleichzeitig auf die Schläfen. Diese Punkte bieten sich insbesondere bei Stirnkopfschmerzen an.
  • Augenwinkel: Drücke an den inneren und äußeren Augenwinkeln.
  • Ohrbereich: Massiere die beiden Vertiefungen hinter den Ohren mit den Zeige- und Mittelfingern beider Hände.

Zur Vorbeugung von Migräne und Kopfschmerzen kann eine Selbstbehandlung täglich und sogar mehrmals erfolgen. Dabei solltest du jeden Akupressurpunkt etwa eine Minute lang drücken oder massieren oder abwechselnd drücken und massieren. Geh dabei je nach Schmerzempfindlichkeit sanfter oder etwas stärker vor, jedoch nie mit Gewalt.

Für wen ist Akupressur nicht geeignet?

Für Akupressur gelten – auch wenn es sich um eine sanfte, natürliche und nebenwirkungsarme Methode handelt – bestimmte Ausschlusskriterien bzw. Gegenanzeigen. Im Allgemeinen dürfen Akupressurbehandlungen nicht an Personen mit folgenden Erkrankungen ausgeführt werden:

  • schwere Herzerkrankungen
  • Kreislaufprobleme
  • Hautverletzungen oder -irritationen im Anwendungsgebiet, z. B. offene, blutende eitrige oder entzündete Hautstellen, frische Narben oder Pilzinfektionen.

Darüber gibt es einige Energiepunkte, die in der Schwangerschaft weder mit Akupressur noch mit Akupunktur behandelt werden dürfen. Im Zweifelsfall, ob Akupressur die richtige Methode für dich ist, solltest du ärztlichen bzw. fachlich kompetenten Rat suchen.
Dies gilt vor allem auch bei starken, wiederkehrenden Kopfschmerzen ungeklärter Ursache. Hier bedarf es einer ärztlichen Untersuchung, damit mögliche zugrundeliegende Erkrankungen ausgeschlossen werden können.3

Weitere TCM-Maßnahmen gegen Migräne

Migräne und Kopfschmerzen können aus Sicht der TCM verschiedenste Entstehungsmechanismen haben. Neben der Missachtung der „inneren Uhr“, d. h. des eigenen zirkadianen Rhythmus, sowie Witterungseinflüssen und aufgestauten Gefühlen wie Zorn oder Wut spielt die Ernährung bei der Entstehung von Migräne auch in der chinesischen Medizin eine wesentliche Rolle. Eine zu einseitige Ernährung und/oder ein Zuviel an Süßigkeiten, zuckerhaltigen Fertigprodukten, Milchprodukten oder regelmäßiger Genuss von Alkohol sind häufige Auslöser von Kopfschmerzattacken.4

Die eigenen Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen lohnt sich also einmal mehr! Der Nutricy Ernährungsguide bietet dir hier eine gute Orientierung.

5. März 2023

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Quellen

  1. Akupunktur versus Placebo versus Sumatriptan in der Initialphase einer akuten Migräneattacke – eine randomisierte kontrollierte Studie, Johannes Thormählen (als Doktorarbeit von der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München im Januar 2002 angenommen)
  2. https://www.cochrane.org/de/CD001218/SYMPT_akupunktur-zur-vorbeugung-von-migraneanfallen
  3. https://www.agtcm.de/patienten/anwendungsgebiete/kopfschmerzen-migraene/tuina-selbstbehandlung-bei-kopfschmerzen-und-migraene.html
  4. https://www.agtcm.de/patienten/anwendungsgebiete/kopfschmerzen-migraene/tuina-selbstbehandlung-bei-kopfschmerzen-und-migraene.html