Orthomolekulare Medizin – der Zusammenhang zwischen Darm und Mikronährstoffen

Immer öfter hört man die Begriffe „Mikronährstoffe“ und „orthomolekulare Medizin“ – insbesondere auch im Zusammenhang mit dem Darm. Doch was genau ist orthomolekulare Medizin und wie hängen Darm und Mikronährstoffe zusammen? In unserem Blogartikel verraten wir dir mehr darüber.

Was ist orthomolekulare Medizin – und was hat sie mit dem Thema Mikronährstoffe zu tun?

Bei orthomolekularer Medizin handelt es sich um einen Therapieansatz zur alternativen Behandlung von Funktionsstörungen und Krankheiten. Basis der orthomolekularen Medizin bildet der Gedanke, dass ein biochemisches Ungleichgewicht im Körper die Entstehung von Krankheiten begünstigen kann – und dass dieses Ungleichgewicht durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kompensiert werden kann. Zur Behandlung setzt die orthomolekulare Medizin auf zum Teil hochdosierte Gaben von Mikronährstoffen über einen festgelegten Zeitraum. Zu den entsprechenden Mikronährstoffen zählen:

  • Mineralstoffe
  • Vitamine
  • Spurenelemente
  • Fettsäuren
  • Aminosäuren

und mehr.

Maßgeblich beeinflusst wurde die orthomolekulare Medizin durch den US-amerikanischen Chemiker und Nobelpreisträger Linus Pauling, der insbesondere Potenzial in der hochdosierten Einnahme von Vitamin C sah und diese auch selbst in überdurchschnittlich hohen Dosen praktizierte.

Zusammenfassend bildet orthomolekulare Medizin somit einen möglichen Ansatz, um Erkrankungen alternativ zu behandeln oder der Entstehung dieser gegebenenfalls vorzubeugen.

Mikronährstoffe – warum sind sie so wichtig für unseren Körper?

Mikronährstoffen – auch Vitalstoffe genannt – verdanken wir es, dass wichtige Aufgaben in unserem Körper erfüllt werden. Die Mikronährstoffe wirken bei der Verdauung, der Entgiftung, dem Stoffwechsel sowie vielen weiteren Prozessen im Körper mit. Wenn dem Körper Mikronährstoffe wie Mineralstoffe, Vitamine etc. fehlen, entstehen über die Zeit entsprechende Mangelerscheinungen.

Welche Rolle spielt der Darm bei der Aufnahme von Mikronährstoffen?

Der Magen-Darm-Trakt ist neben der Verdauung und dem Stoffwechsel allgemein auch für die Aufnahme von Nährstoffen zuständig. So schützt er beispielsweise mit seiner natürlichen Barrierefunktion den Körper, indem er verhindert, dass Giftstoffe in den Blutkreislauf eindringen können.

Konkret besteht die sogenannte „Darmbarriere“ aus:

  • der Schleimschicht des Darms
  • der Darmflora im Dickdarm
  • der Darmschleimhaut sowie
  • dem Immunsystem des Darms

Kommt es hier zu einer Störung der normalen Darmfunktion, so können Nährstoffe meist nicht mehr optimal aufgenommen werden – und Giftstoffe ungefiltert in den Blutkreislauf gelangen. Bei gestörter Darmfunktion werden immer häufiger Prä-, Pro-, und Synbiotika als interessanter Therapieansatz erforscht – und das nicht nur mit direkter Auswirkung auf den Darm. So deutet beispielsweise eine japanische Studie darauf hin, dass Probiotika auch das Stresslevel positiv beeinflussen können.1

Dieser – zunächst nicht ganz offensichtliche – Zusammenhang lässt sich gut über die sogenannte „Darm-Hirn-Achse“, die Verbindung zwischen Bauch und Hirn, erklären.

Mangelerscheinungen: Wie macht sich das Fehlen von Mikronährstoffen bemerkbar?

Wenn es dem Körper an Nährstoffen mangelt, kommt es früher oder später meist zu Mangelerscheinungen. Diese variieren in Abhängigkeit davon, an welchem Nährstoff es dem Körper gerade konkret mangelt. So kann sich ein Nährstoffmangel beispielsweise durch folgende Symptome äußern:

  • Müdigkeit
  • vermehrter Schlafbedarf
  • Kopfschmerzen
  • Energie- oder Antriebslosigkeit
  • Heißhunger
  • stumpfe Haare, Haarausfall oder weitere Probleme mit den Haaren
  • Veränderungen an den Nägeln (je nach Mangel zum Beispiel brüchige Nägel oder weiße Flecken)
  • Anfälligkeit für Infekte

In Folge eines andauernden Mangels können über die Zeit sogar chronische Erkrankungen entstehen.

Mikronährstoffmangel am Beispiel von Eisen

Betrachten wir nun eine Mangelerscheinung am Beispiel des lebenswichtigen Mineralstoffs Eisen einmal näher. Der Körper benötigt den Mineralstoff Eisen, um leistungsfähig zu bleiben. Eisen bindet nämlich Sauerstoff im Blut und darüber hinaus auch in der Muskulatur und befördert ihn von dort aus in die verschiedenen Zellen des Körpers – so wird der Körper überall mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Das vom Körper benötigte Eisen nehmen wir üblicherweise über die Nahrung auf. Reicht die aufgenommene Menge jedoch nicht aus, kommt es zum Eisenmangel. Bei diesem handelt es sich um einen der häufigsten Auslöser von Blutarmut – dann entsteht eine sogenannte Eisenmangel-Anämie. Infolgedessen bekommen die Körperzellen nicht mehr genug Sauerstoff und können nicht mehr normal funktionieren. Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen oder Nervosität zählen zu den typischen Symptomen.

Wie entstehen Nährstoffmängel – mögliche Ursachen

Spätestens wenn Mangelerscheinungen mit Symptomen auftreten, fragen sich Betroffene oft, wie es überhaupt zum Nährstoffmangel kommen konnte.

Nährstoffmängel – häufig eine Frage der Ernährung

Da die meisten Nährstoffe über die Nahrung aufgenommen werden, ist es sinnvoll, zunächst einen Blick auf die eigene Ernährung zu werfen und zu überprüfen, ob eventuell eine Fehlernährung vorliegt. Ein ausgewogener, abwechslungsreicher Speiseplan ist eine wichtige Basis, um eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen sicherzustellen.

Ein Auszug aus unserem Ernährungsguide:

  • viel frisches Gemüse
  • viel frisches Obst
  • eher auf Kartoffeln als auf Nudeln und weitere verarbeitete Nahrungsmittel setzten
  • bei klassischem Getreide bevorzugt Vollkorn verwenden
  • mit glutenfreien Getreidearten wie Vollkornreis, Hirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa oder Hafer Abwechslung in den Speiseplan bringen
  • Süße in Maßen verwenden und dabei verstärkt Naturprodukte wie Honig, Ahornsirup, Dattelsüße oder Kokosblütenzucker verwenden

Erfahre mehr zum Thema Ernährung in unserem Blogartikel „Junkfood ist ungesund – warum eigentlich?“.

Weitere mögliche Ursachen für die Entstehung eines Nährstoffmangels

Neben einer Fehlernährung können auch weitere Faktoren einen Nährstoffmangel verursachen. Zu diesen zählen:

  • psychische Belastungen und Stress
  • Erkrankungen wie Reizdarm-Syndrom, Zöliakie oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Chron oder Colitis Ulcerosa, welche mit Resorptionsstörungen im Magen-Darm Trakt einhergehen und somit zu einer verminderten Aufnahme von Nährstoffen führen können
  • HPU (Hämopyrrollaktamurie) / KPU (Kryptopyrrolurie)
  • Veränderungen im Hormonhaushalt (zum Beispiel durch Einnahme der Pille)
  • verschiedene chronische Erkrankungen
  • zu wenig Kontakt mit Tageslicht (kann zu Vitamin-D-Mangel führen, da der Mensch dieses Vitamin mit Hilfe von Sonnenlicht selbst herstellt)
  • Einnahme von Medikamenten wie beispielsweise Schmerzmitteln, Antidepressiva, Magenschutz, sowie Blutdruck- und Cholesterinsenkern

Diagnose von Mangelzuständen und Einnahme von Nährstoffen

Um Mangelzustände diagnostizieren zu können, kommt nach einer Bestandsaufnahme der Symptome des Betroffenen zumeist ein entsprechender Bluttest oder auch ein Urintest zum Einsatz. So kann ein individuelles Nährstoffprofil erstellt werden, welches die aktuelle Nährstoffversorgung des Körpers widerspiegelt. Anschließend kann die Therapie mit den entsprechenden Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und weiteren essentiellen Nährstoffen beginnen. Dabei ist es wichtig, den Nährstoffstatus in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Neben der oralen Einnahme dieser Nährstoffe gibt es auch die Möglichkeit, diese dem Körper per Infusion zuzuführen. Bei der zweiten Variante kann durch entsprechend höhere Konzentrationen meist schneller ein Ausgleich des Mangels erfolgen. Zudem können Resorptionsstörungen mit einer Infusion gut kompensiert werden.

Um mögliche Schäden durch beispielsweise Überdosierungen zu vermeiden, sollten Mikronährstoffe nie einfach so nach Gefühl, sondern immer mit einem entsprechenden Konzept und unter regelmäßiger Kontrolle der Laborwerte eingenommen werden. So lassen sich auch die messbaren Erfolge direkt erkennen.

4. Dezember 2022

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Quellen

  1. https://medicalxpress.com/news/2016-05-probiotics-mitigate-stress-medical-students.html