Junkfood ist ungesund – warum eigentlich?

Genussvolles Essen und Trinken gehört zu den schönsten Beschäftigungen des Tages. Doch viele Menschen denken dabei nach wie vor sofort an Burger, gegrilltes Fleisch, Pommes, Weißmehlprodukte und zuckerhaltige Saucen und Getränke. Auch stark industriell verarbeitete Nahrungsmittel, wie Tiefkühlpizza und Fertiggerichte aus der Schale, sind bei vielen noch immer hoch im Kurs, obwohl inzwischen landläufig bekannt ist, dass diese „nicht so gesund“ sind.

Doch warum eigentlich? Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass sich nicht nur der allgemeine Gesundheitszustand von Menschen, die sich eine geraume Zeit ausschließlich von Junkfood ernähren, drastisch verschlechtert. Inzwischen weiß man auch, dass diese Form der Ernährung die Darmflora negativ beeinflusst und „silent inflammation“, also stille Entzündungen im Darm auslöst.

Was ist „Silent Inflammation“?

„Silent Inflammation“, eine „stille Entzündung“, ist nicht nur in unserer Vorstellung etwas sehr Vages. Vergleichst du sie mit einer „klassischen“ Entzündung, zum Beispiel einer Halsentzündung, wirst du bei der „Silent Inflammation“ keine eindeutigen Zeichen wie Rötung, Schwellung, Schmerz oder Erwärmung finden. Auch die Funktion des betroffenen Gewebes ist nicht offensichtlich eingeschränkt. Selbst die Wissenschaft hat für „Silent Inflammation“ noch keine eindeutige Definition gefunden, und labortechnische Grenzwerte sind bislang nicht allgemeingültig festgelegt.

In einer Definition1 wird die „Silent Inflammation“ mit einem 2- bis 3-fachen Anstieg von Entzündungsmarkern wie CRP oder TNF-α beschrieben. Zwar definiert ein CRP-Wert von 5 mg/dl die Grenze zur echten Entzündung, doch was genau ist der Normalwert? Dieser kann bei gesunden Personen deutlich unter 1 liegen, doch hast du bei einem Wert zwischen 1 und 5 mg/dl automatisch schon irgendwo eine gefährliche stille Entzündung im Körper?

Fakt ist: Viele Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz, Allergien, Gefäßverkalkung und chronische Schmerzen, wie etwa Migräne, werden durch stille Entzündungen begünstigt2.

Auch wenn eine „Silent Inflammation“ im Darm zunächst nicht weh tut oder gar bemerkt wird, solltest du sowohl die eigenen Entzündungszeichen als auch deine Ernährungsweise gründlich unter die Lupe nehmen. Denn immer mehr Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass gerade Junkfood-Ernährung und industriell verarbeitete Lebensmittel mit stillen Darmentzündungen in Zusammenhang stehen und – als Antwort des Immunsystems – weitere Entzündungsreaktionen auslösen, welche die oben genannten Erkrankungen zur Folge haben können.

Wie hängen Ernährung und Darmflora zusammen?

Die Darmflora leistet Unglaubliches für unsere Gesundheit: Sie neutralisiert giftige Substanzen, produziert lebenswichtige Fettsäuren, Vitamine wie Biotin, Folsäure sowie die Vitamine B2, B12 und K. Darüber hinaus beeinflussen die im Darm angesiedelten Bakterien entscheidend die gesunde Funktion unseres Immunsystems.
Wie eine aktuelle Studie der niederländischen Universität Groningen nun ergab, ist eine vorwiegend pflanzenbasierte, ballaststoffreiche und ausgewogene Ernährung der Darmflora zuträglich, denn sie scheint die Zahl an schädlichen, krankheitserregenden Keimen im Darm zu reduzieren3.
Tierische Nahrung, verarbeitete Lebensmittel, Alkohol und Zucker hingegen erzeugen laut dieser Studie eine Darmflora, die für erhöhte Entzündungszeichen im Verdauungstrakt charakteristisch ist.
Wie die Forscher der Universität Groningen außerdem feststellten, haben auch Menge, Zusammensetzung und Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme einen großen Einfluss auf das Darmmikrobiom.

Die Forschungsergebnisse im Einzelnen

Das Team analysierte anhand von Stuhlproben die Darmflora von 1.425 Probanden. Darüber hinaus wurde anhand von Fragebögen das Essverhalten der Teilnehmer detailliert festgehalten. Etwa 550 der Studienteilnehmer litten dabei unter diagnostizierten entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa oder Reizdarmsyndrom.

Junkfood lässt die Darmflora verarmen

Wie sich das Essverhalten auf die Darmflora auswirkt, ist unglaublich komplex – das ist nichts Neues. Deshalb betrachteten die Forscher „nur“ einen begrenzten Ausschnitt von 61 besonders wichtigen Bakterienarten, die an etwa 250 verschiedenen Stoffwechsel-Prozessen beteiligt sind. Dabei fiel vor allem Eines auf: Eine Ernährung, die – wie Junkfood – überwiegend aus Fleisch, Salz und Zucker besteht, führt zwangsläufig zu einer Verringerung der Vielfalt der Darmbakterien.

Ballaststoffe pflegen die Darmschleimhaut

Die Ernährungsweise wirkt sich nicht nur auf die Anzahl verschiedener Darmbakterien aus. Auch das Darmgewebe selbst kann in Mitleidenschaft gezogen werden, und zwar durch die Menge an über die Nahrung zugeführter Ballaststoffe. Bestimmte Bakterienstämme sind nämlich für die Verwertung der löslichen Ballaststoffe zuständig. Und auch wenn diese Ballaststoffe von den Bakterien nicht komplett aufgeschlossen, sprich verdaut, werden können, liefern sie Nährstoffe, die dann in Fettsäuren umgewandelt werden. Dies spielt zum Beispiel bei der Regulierung des Cholesterinspiegels eine Rolle.

Der eigentliche Punkt ist jedoch der, dass man feststellte, dass sich die Darmschleimhaut abzubauen beginnt, wenn die Bakterien durch eine praktisch ballaststofffreie Ernährung über längere Zeit ihrer Nahrungsgrundlage beraubt werden. Bei vielen der Studienteilnehmern, die an entzündlichen Darmerkrankungen litten, stellte sich dies als einer der hauptsächlichen Zusammenhänge in ihrem Krankheitsgeschehen dar3.

Umstellung auf darmfreundliche Ernährung lohnt sich

Auf darmfreundliche, das heißt pflanzenbasierte, ballaststoffreiche Ernährung umzustellen, scheint der Gesundheit und dem Wohlbefinden stets zuträglich zu sein. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Studie, die bereits 2014 unter Stephen O’Keefe an der University of Pittsburgh durchgeführt wurde4.

Dabei tauschten über die Dauer von zwei Wochen insgesamt 40 Studienteilnehmer ihre Ernährungsweise: 20 US-Bürger erhielten eine Nahrung, die aus vielen Hülsenfrüchten und Bohnen bestand, und nahmen in diesem Zeitraum wenig Fett und viele Ballaststoffe zu sich. Die anderen 20 Teilnehmer, die in ländlichen Regionen Afrikas lebten, bekamen im selben Zeitraum „westliche“ Ernährung, bestehend aus typischem Junk- oder Fastfood wie Hamburgern und Pommes.

Bei allen Teilnehmern wurden vor und nach dem Ernährungstausch medizinische Untersuchungen bezüglich der Zusammensetzung der Darmflora sowie der Zellgesundheit der Darmschleimhaut durchgeführt. Zwar war die Studiendauer nur kurz, der Tausch der Ernährungsweise zeigte jedoch deutliche Auswirkungen: Die US-Amerikaner wiesen unter der ballaststoffreichen, vorwiegend pflanzlichen Ernährung weniger Darmentzündungen auf, während sich die Darmgesundheit der afrikanischen Studienteilnehmer deutlich verschlechterte.

Darmfreundlich genießen, aber wie?

Du kannst deinen Darm schützen und pflegen, indem du Bakterien förderst, die eine entzündungshemmende Wirkung haben.
Achte dabei auf folgende Ernährungsrichtlinien:

  • am besten rein pflanzlich (mit Ausnahme von Honig)
  • vollwertig, mit viel frischem Gemüse, vor allem Kartoffeln, und Obstsowie viele frische Kräuter und Microgreens z.B. Sprossen
  • beim Süßen auf industriellen Zucker verzichten; wenn, dann auf Honig, Ahornsirup und gegebenenfalls Kokosblütenzucker zurückgreifen
  • generell sparsam mit Fetten und Ölen umgehen; am besten nur Oliven- und Kokosöl, sowie Avocados verwenden
  • glutenfreies Getreide bevorzugen, zum Beispiel Buchweizen, Hirse, Vollkornreis, Hafer u. a.

Außerdem kannst du über die Zusammensetzung deiner Ernährung verhindern, dass schädliche, „opportunistische“ Bakterien die Oberhand gewinnen und Darmentzündungen sowie deren Folgeerkrankungen wie Krebs, Arteriosklerose, Übergewicht u.v.a. begünstigen.
Verzichte in diesem Sinne am besten gänzlich auf:

  • Alkohol
  • Fleisch
  • Softdrinks
  • Weißmehlprodukte und glutenhaltige Getreidesorten
  • industriellenZucker
  • stark verarbeitete Lebensmittel
  • Milch- und Milchprodukte
  • industrielle verarbeitete Fette, z. B. Rapsöl, Margarine
  • Tabakkonsum

    4. November 2022

    Mehr davon? Abonniere den Nutricy Newsletter.

    Erhalte zwei mal im Monat den Nutricy Newsletter mit interessantem Blogartikeln und leckeren Rezepten für einen gesunden Lifestyle.

    Quellen

    1. https://journals.physiology.org/doi/full/10.1152/japplphysiol.00164.2004
    2. https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-0647-0080
    3. https://gut.bmj.com/content/70/7/1287
    4. https://www.nature.com/articles/ncomms7342