Der Vagusnerv und seine Bedeutung für Darm und Hirn

Der Vagusnerv ist ein wichtiger Bestandteil des vegetativen Nervensystems, welches sich aus dem sympathischen, parasympathischen und enterischen Nervensystem zusammensetzt. Der Vagusnerv spielt für zahlreiche wichtige Körperfunktionen wie unter anderem für die Regulierung der Herzfrequenz, der Verdauung, der Atmung und des Blutdrucks eine bedeutende Rolle. Ebenso trägt er zur Interaktion von Bauch und Kopf bei. Immer häufiger wird eine Stimulation des Vagusnervs auch zur Therapie verschiedener Erkrankungen in Erwägung gezogen, wie zum Beispiel zur Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen, Depressionen, Migräne und weiteren Leiden. Mit unserem Blogartikel stellen wir dir den Vagusnerv, seine Funktionen und die Zusammenhänge zwischen Vagusnerv, Darm, Gehirn und der Entstehung von Erkrankungen näher vor.

Was ist der Vagusnerv?

Beim Vagusnerv (Nervus vagus), auch kurz „Vagus“ genannt, handelt es sich um den zehnten Hirnnerv. Als längster der Hirnnerven ist der Nervus vagus mit nahezu allen Organen im Körper verbunden und wirkt auch bei der Regulation dieser mit. So steuert der zehnte Hirnnerv beispielsweise die Motorik von Rachen, Kehlkopf sowie Speiseröhre und beeinflusst die Stimmung, Immunreaktionen im Körper und den Hormonkreislauf mit. Zudem trägt der Vagus über die Darm-Hirn-Achse zur Kommunikation zwischen Bauch und Hirn, konkret zwischen enterischem Nervensystem sowie zentralem Nervensystem bei.
Der Vagus wird zusammen mit dem neunten Hirnnerv (Nervus glossopharyngeus) und dem elften Hirnnerv (Nervus accessorius) auch als „Vagusgruppe“ bezeichnet.

Der Vagusnerv und die Darm-Hirn-Achse

Wem die Darm-Hirn-Achse schon ein Begriff ist, der weiß, dass Kopf beziehungsweise Gehirn und Rückenmark (zentrales Nervensystem) sowie Bauch beziehungsweise Magen-Darm-Trakt (enterisches Nervensystem) über die Darm-Hirn-Achse ständig im Austausch miteinander stehen. Da beide Nervensysteme über identische Rezeptoren und Zelltypen verfügen, kann die Kommunikation mit Hilfe des Austausches von entsprechenden Neurotransmittern und Hormonen wie Serotonin, Dopamin oder GABA erfolgen. Da das enterische Nervensystem ca. 100 Millionen Nervenzellen besitzt – und somit etwa vier- bis fünfmal mehr als das zentrale Nervensystem – gehen auch deutlich mehr Informationen vom Bauchhirn zum Kopfhirn. Bei diesem Dialog spielt auch die Darmflora mit ihren Millionen von Darmbakterien eine wichtige Rolle. So stellen die Darmbakterien hormonähnliche Substanzen und kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat, Acetat oder Propionat her und produzieren ebenso essenzielle Bausteine für stimmungsbeeinflussende Neurotransmitter wie Dopamin, Serotonin oder GABA.1

Auch der Vagusnerv wirkt bei der Kommunikation von Bauchhirn und Kopfhirn mit: Der Großteil der Nervenfasern des Nervus vagus geht nämlich aus Richtung Bauch in Richtung Kopf. Somit transportiert der Vagus auch mehr Informationen und Impulse vom Magen-Darm-Trakt zum Hirn. Die Nervenstränge des Vagus verlaufen bis hin zum limbischen System unseres Gehirns. Dieses ist beispielsweise für Erinnerungen und Emotionen verantwortlich. So liefert der Nervus vagus dem Gehirn unter anderem Informationen über die aktuelle Situation in Organen der Bauchregion, im Darm oder auch zum Status quo im Immunsystem.

Vagusnerv, Darm, Hirn – und die Entstehung von Erkrankungen

Da der Vagusnerv mit nahezu allen Organen verbunden ist, kommt ihm auch eine gewisse Bedeutung im Zusammenhang mit der Entstehung und Therapie von Krankheiten zu. Da es sich beim Nervus vagus um den wichtigsten Nerv im parasympathischen System (Parasympathikus) handelt, welches das Gegenstück zum sympathischen System (Sympathikus) bildet, spielt der Vagusnerv beispielsweise beim Thema Stress eine zentrale Rolle. In Stresssituationen ist der Sympathikus aktiv. Bei der Rückkehr in den Entspannungszustand wird wiederum der Parasympathikus aktiviert. Hier zeigen Studien, dass eine Stimulation des Vagusnervs eine therapeutische Wirkung haben kann. Gleiches gilt für Depressionen und Entzündungsreaktionen wie stille Entzündungen oder auch chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.2

Auch hier spielen wieder die Darmbakterien sowie die Darm-Hirn-Achse eine Rolle. So werden sowohl Dauerstress wie auch Depressionen, stille Entzündungen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen mit einen unausgeglichenen Darmflora in Verbindung gebracht – und entsprechende therapeutische Ansätze entwickelt. Hier zeigten Studien beispielsweise, dass bestimmte Probiotika die Symptome von Angststörungen sowie Depressionen abmildern können.3, 4 In diesem Zusammenhang werden neben Probiotika auch Prä- und Synbiotika immer beliebter. Die drei unterscheiden sich wie folgt voneinander:

Bei den Probiotika handelt es sich um Bakterien (z. B. Lactobazillen oder Bifidobakterien), denen ein positiver Einfluss auf die Darmflora nachgesagt wird.

Präbiotika sind entweder wasserlösliche Ballaststoffe wie beispielsweise Akazienfasern, Baobab oder Inulin oder aber wasserunlösliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen. Ballaststoffe kann der Körper zwar nicht verdauen, allerdings dienen diese den „guten“ Darmbakterien als Speise.

Synbiotika beziehungsweise Symbiotika vereinen Probiotika sowie entsprechende Ballaststoffe als Nahrung für diese und weitere gesundheitsförderliche Darmbakterien in einem Produkt.

Viele weitere interessante Informationen zum dazu findest du in unserem Blogartikel „Probiotika, Präbiotika und Synbiotika“.

Den Körper ganzheitlich unterstützen – vom Vagusnerv bis zum Darm

Um den Vagusnerv zu stimulieren und seine positiven Effekte zu nutzen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wie auch als nützliches Mittel gegen Dauerstress gelten beispielsweise bewusstes Atmen, Entspannungsübungen, Yoga und Meditieren als hilfreich, um den Vagus zu stimulieren.5 Gleiches wird dem Singen und Summen nachgesagt. Auch regelmäßige bewusste Pausen, in denen wenige Minuten mit geschlossenen Augen entspannt wird, gelten als förderlich.

Um dem Darm Gutes zu tun, gilt vor allem eine abwechslungsreiche Ernährung als sinnvoll.

Ein entsprechend vielfältiger Speiseplan umfasst beispielsweise:

  • Frisches Gemüse und frische Kräuter
  • Frisches Obst (vor allem Beeren wie Erdbeeren, Himbeeren oder Heidelbeeren)
  • Kartoffeln (vorzugsweise gekocht und anschließend wieder abgekühlt)
  • Bei den Getreidearten bieten glutenfreie Varianten wie Hafer, Hirse, Buchweizen, Quinoa, Amaranth oder Vollkornreis ausgezeichnete Alternativen zu den verbreiteten Klassikern wie Weizen, Roggen, Gerste oder Dinkel. Falls es dennoch mal klassisches Getreide sein soll, verwende am besten die Variante aus Vollkorn. Gleiches gilt übrigens für Mehle. Hier gibt es zum Beispiel Nuss-, Mandel-, Kokos-, Kastanien- oder Kichererbsenmehle, mit denen du Brote, Kuchen und mehr backen kannst.
  • Bei Fetten eignen sich insbesondere natürliche Öle wie Oliven- oder Kokosöl. Allgemein sollten Fette jedoch eher maßvoll eingesetzt werden.
  • Wenn du gern süß isst, verwende am besten Naturprodukte wie gemahlene Datteln, Honig, Kokosblütenzucker oder Ahornsirup.

Bezüglich der Ballaststoffe empfiehlt die Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), täglich rund 30 g davon zu sich zu nehmen. Leider erreichen viele Menschen diesen Wert nicht. Hier kann eine ergänzende Aufnahme pflanzlicher Ballaststoffe unterstützend eingesetzt werden. Hierfür kommen beispielsweise die zuvor genannten Präbiotika oder Synbiotika in Frage.

3. September 2023

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Quellen

  • http://www.nature.com/nrn/journal/v13/n10/full/nrn3346.html
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5859128/
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5319175/
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7257376/
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5859128/