Zöliakie: Glutenunverträglichkeit und Darmgesundheit

Weltweit leiden etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung an Zöliakie.1 Bei der chronischen Erkrankung handelt es sich um eine Variante der Glutenunverträglichkeit. Konkret entwickelt das Immunsystem bei den Betroffenen eine Autoimmunreaktion gegen das Protein Gliadin, dem Hauptprotein des Glutens. Das auch „Klebeeinweiß“ genannte Gluten findet sich in Weizen und diversen weiteren Getreidearten.

Was ist Zöliakie: Symptome, Diagnosestellung, Therapie und mehr

An Zöliakie Erkrankte leiden nach dem Verzehr von glutenhaltigem Getreide unter Symptomen wie:

  • Übelkeit (teilweise mit Erbrechen)
  • Blähungen
  • Bauchschmerzen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Abgeschlagenheit

sowie gegebenenfalls weiteren Beschwerden. Auch Nährstoffmängel (z.B. Eisen, Calcium, Folsäure und Zink) tritt bei Zöliakie häufig auf. Nicht nur Erwachsene, sondern bereits auch Kleinkinder und sogar Babys können an Zöliakie leiden.

Zöliakie: Was genau geschieht im Körper der Betroffenen?

Bei Menschen mit Zöliakie entsteht eine lokale Immunreaktion in Form einer Entzündung, sobald das im Gluten enthaltene Gliadin die Epithelzellschicht passiert, welche das Innere der Schleimhaut des Darms auskleidet. Infolgedessen kommt es zur Rückbildung der Darmzotten. Bei diesen handelt es sich um fingerförmige Ausstülpungen, die maßgeblich zum Nährstoffaustausch über die Dünndarmwand beitragen. Da sich diese bei Zöliakie zurückbilden, verringert sich somit auch die Dünndarmoberfläche. Aufgrund der geringeren Oberfläche können nun weniger Nährstoffe vom Körper über die Darmschleimhaut aufgenommen werden – ein entsprechender Mangel ist die Folge.

Diagnosestellung „Zöliakie“

Bei Verdacht auf Zöliakie kann mittels Blutprobe eine Untersuchung auf folgende Antikörper im Blutserum stattfinden:

  • Anti-Endomysium IgA und IgG
  • Anti-Gewebs-Transglutaminase IgA und IgG
  • Anti-Gliadin IgA und IgG
  • Gesamt-lgA.

Fällt der Antikörper-Test positiv aus, erfolgt eine Biopsie des Dünndarms, um die entsprechenden Veränderungen beziehungsweise Schädigungen der Darmschleimhaut erkennen zu können.

Die abschließende Diagnose „Zöliakie“ wird dann im Zusammenhang mit der Prüfung zu erwartender positiver Effekte durch eine glutenfreie Diät gestellt.

Glutenverzicht als gängiger Therapieansatz bei Zöliakie

Komplett auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten, ist bisher das Mittel der Wahl bei Zöliakie. Das Ziel der Therapie liegt darin, dass sich die Schleimhaut des Dünndarms wieder regeneriert und sich auch die zurückgebildeten Darmzotten wieder erholen.

Wie bereits erwähnt ist Gluten in verschiedenen Getreidearten enthalten. Zu diesen zählen unter anderem:

  • Weizen
  • Dinkel
  • Gerste
  • Roggen
  • Grünkern
  • Emmer
  • Einkorn
  • Kamut.

Bei Zöliakie gilt es, auf diese Getreidearten zu verzichten. Das betrifft natürlich auch diese Getreidearten enthaltende Fertigprodukte wie entsprechende Sorten von Brot, Brötchen, Nudeln, Pizza, Kuchen, Keksen sowie weiterem Gebäck.

Alternativen für glutenhaltige Getreidearten bieten dir zum Beispiel:

  • Hafer
  • Buchweizen
  • Vollkornreis
  • Hirse
  • Quinoa
  • Amaranth.

Bei den Mehlen kannst du beispielsweise mit:

  • Kastanienmehl
  • Mandelmehl
  • verschiedenen Nussmehlen sowie
  • Kartoffelmehl

für eine abwechslungsreiche, glutenfreie Ernährung sorgen.

Bei dem Großteil der Menschen, die unter Zöliakie leiden, erweist sich die glutenfreie Kost als effektiv – so dass sich Darmzotten, Dünndarmschleimhaut und somit auch die Nährstoffaufnahme zumeist nach einigen Monaten wieder normalisieren.

Leaky Gut durch Zöliakie? Verlust der Schutzmechanismen im Darm.

Beim Leaky Gut – übersetzt „löchriger Darm“ – handelt es sich um eine Permeabilitätsstörung des Darms. Konkret bedeutet dies: Giftstoffe können ungefiltert in den Blutkreislauf gelangen. Häufig wird das auch als „Tight-Junction-Störung“ bekannte Leaky-Gut-Syndrom mit Zöliakie in Zusammenhang gebracht. Wir erklären dir, was es damit genau auf sich hat.

Die Darmbarriere dient dem Schutz unseres gesamten Körpers. Zu ihr gehören folgende Komponenten:

1) Die Darmschleimhaut Diese besteht aus Schleimhautzellen und den sogenannten „Tight Junctions“, welche die Schleimhautzellen zusammenhalten und so das „Durchschlüpfen“ von Schadstoffen zwischen den Zellzwischenräumen verhindern.

2) Die Schleimschicht: Diese auch als „Mukosa-Schleim“ bezeichnete Schicht schützt die tieferliegenden Ebenen der Darmschleimhaut vor Gift- und Schadstoffen. Darüber hinaus gibt sie eine Art immunsystemeigener Antikörper in Form von slgA (sekretorische Immunglobulin A) in das Darminnere ab. So wird die Schleimhaut des Darms geschützt und entlastet.

3) Das Immunsystem des Darm: Auch dieses wirkt beim Schutzmechanismus mit, indem es bei Schadstoffen im Blutkreislauf den Körper mit einer entsprechenden Entzündungsreaktion reagiert.

4) Die im Dickdarm befindlichen Darmflora: Mit ihren etwa 1,5 Kilogramm wiegenden Darmbakterien spielt die Darmflora eine zentrale Rolle bei den Schutzmechanismen des Darms. Sie schützt den Darm nämlich vor der Überbesiedlung körperfremder Bakterien und fördert die regelmäßige Erneuerung der Schleimschicht. Außerdem kommuniziert die Darmflora mit dem Immunsystem des Darms und produziert Nahrung für die Schleimhautzellen des Darms in Form kurzkettiger Fettsäuren.

Beim Leaky Gut kommt es zu einer Störung des Gleichgewichts der Schutzmechanismen – beispielsweise durch eine gestörte Darmflora. Infolgedessen wird der Darm nach und nach „löchrig“ und Schad- sowie Giftstoffe können in den Blutkreislauf gelangen.

Auch die Zöliakie gilt als möglicher Auslöser des Leaky-Gut-Syndroms. Bei der Erkrankung an Zöliakie kann es nämlich durch die permanente Reizung und Entzündungsreaktion des Darms zu einer Schädigung der Darmschleimhaut – inklusive einer Dysfunktion der Tight Junctions – kommen. Die Folge ist eine Permeabilitätsstörung: der Leaky Gut. Weitere Informationen diesem Thema findest du in unserem Blogartikel zum Leaky Gut.

Zöliakie und Migräne – mögliche Zusammenhänge

Gemäß Forschungen werden Migräne und Zöliakie vermehrt miteinander in Verbindung gebracht. So litten laut einer Studie 12,6 Prozent der Zöliakie-Betroffenen auch an Migräne – und damit knapp 7 Prozent mehr als in der Kontrollgruppe. Bei einer weiteren Studie fiel der Unterschied mit 21 Prozent von Migränebetroffenen Zöliakiepatienten – und somit dreimal mehr als in der Kontrollgruppe – sogar noch drastischer aus. Auch andersherum zeigen Studien, dass bei an Migräne leidenden Menschen Zöliakie häufiger auftritt.2 Darüber hinaus wies eine Studie sogar darauf hin, dass durch die Therapie der Zöliakie auch Migränebeschwerden gelindert werden könnten.3

Eine mögliche Erklärung für diese Zusammenhänge kann die Darm-Hirn-Achse als Verbindung zwischen Kopf (konkret dem zentralem Nervensystem in Gehirn und Rückenmark) und Bauch (konkret enterischen Nervensystem des Magen-Darm-Trakts) liefern. Kopf und Bauch interagieren nämlich über den Austausch von Neurotransmittern und Hormonen wie GABA, Dopamin und Serotonin miteinander.

Auch die Darmbakterien bilden eine bedeutende Komponente der Darm-Hirn-Achse. So wirken sie bei der Kommunikation zwischen Darm und Hirn zum Beispiel mit, indem sie kurzkettige Fettsäuren und hormonähnliche Substanzen herstellen.

Darmgesundheit und Zöliakie – mögliche Zusammenhänge

Schon seit einiger Zeit vermuten Forscher Zusammenhänge zwischen der Darmflora und Krankheiten wie Zöliakie, Reizdarm, Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn, Migräne, Parkinson, Alzheimer und weiteren Erkrankungen – und untersuchen diese mittels Studien.

So wurde in 2020 eine Studie veröffentlicht, die sich konkret mit dem Thema Darmbakterien, Zöliakie und Probiotika beschäftigt.4 Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bereits veröffentlichte Daten auf die Wirksamkeit von Probiotika zur Verbesserung von Symptomen bei Zöliakie hinweisen. So sollen einige Probiotika beispielsweise entzündungsfördernde Parameter wie den TNF-α-Wert senken können. Bisher sind jedoch noch nicht alle Aspekte abschließend geklärt, so dass es weiterer Untersuchungen bedarf.

Was genau sind Probiotika – und was haben Prä- und Synbiotika mit ihnen zu tun?

„Probiotika“ sind verschiedene Bakterienarten wie Laktobazillen oder Bifidobakterien. Sie gelten als gesundheitsförderlich für den Darm.

Bei den sogenannten „Präbiotika“ handelt es sich um Ballaststoffe. Diese kann der Körper nicht verdauen, dafür bieten sie allerdings eine gute Nahrungsgrundlage für die probiotischen Darmbakterien. Die Präbiotika unterteilen sich in wasserlösliche und wasserunlösliche Ballaststoffe. Zu den löslichen zählen beispielsweise Baobab, Inulin und Akazienfasern – zu den unlöslichen zum Beispiel Flohsamenschalen.

Mehr dazu erfährst du in unserem Blogartikel zum Thema Pro-, Prä und Synbiotika.

27. August 2023

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Quellen

  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6835875/
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4240046/
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4240046/
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7243837/